Bilanz eines Erbes:
CO2-Fußabdruck oder CO2-Handabdruck?

written by Michael Pooley, 18th Juni 2024, in CEO Insights

Jeder hinterlässt ein Erbe. Vielleicht ist Ihres nicht groß genug, um den Lauf der Geschichte zu ändern, aber Sie können definitiv einen nachhaltigen Einfluss auf die Umwelt ausüben. Das gilt auch für Organisationen. Womit lässt sich dieser Einfluss am besten messen? Den CO2-Fußabdruck oder den CO2-Handabdruck? Oder mit einer anderen Methode?

CO2-Fußabdruck

Was ist der CO2-Fußabdruck?

Der CO2-Fußabdruck – und nicht der CO2-Handabdruck – ist wahrscheinlich der am häufigsten verwendete Begriff, wenn es um die Umweltauswirkungen eines Produkts, einer Dienstleistung, eines Unternehmens oder einer Aktivität geht. Entscheidend ist, dass dadurch die negativen Auswirkungen unserer Entscheidungen auf die Umwelt deutlich werden. Sollten wir uns ausschließlich auf die negativen Auswirkungen konzentrieren?

Der CO2-Fußabdruck ist die geschätzte Gesamtemissionsmenge an Treibhausgasen – CO2 und andere Gase in unserer Atmosphäre, die Wärme speichern und freisetzen und zum Klimawandel beitragen –, die direkt oder indirekt mit einem Produkt, einer Dienstleistung, einer Organisation oder Aktivität in Verbindung stehen. Er wird normalerweise in Tonnen CO2-Äquivalent (CO2e) gemessen. Der CO2-Fußabdruck ist in jedem seriösen.

Dekarbonisierungsplan und ESG-Bericht (Environmental, Social, Governance) enthalten. Es handelt sich um den wichtigsten Leistungsindikator, auf den externe Stakeholder bei der Bewertung des „E", also des Umweltaspekts, im ESG-Bericht am meisten achten.

Der CO2-Handabdruck tritt kaum in Erscheinung. Derzeit gibt es dafür noch einen guten Grund.

Die zunehmende Bedeutung des CO2-Fußabdrucks

Im Laufe der Jahre ist es einfacher geworden, den CO2-Fußabdruck eines Produkts, einer Dienstleistung, einer Organisation oder einer Aktivität zuverlässig zu messen. Es gibt allgemein anerkannte und seriöse Normen, die von Organisationen eingehalten werden können und für Kunden und Verbraucher gleichermaßen zugänglich sind.

Zum Beispiel das Greenhouse Gas (GHG) Protocol, einer der weltweit am häufigsten verwendeten Bilanzierungsstandards für Treibhausgase. Das GHG Protocol wurde 1998 vom World Business Council for Sustainable Development und dem World Resources Institute, ins Leben gerufen, zwei Organisationen, die sich schon seit langem für nachhaltige Geschäftspraktiken einsetzen. Es führte die Kategorien ein, die wir heute zur Messung der CO2-Emissionen verwenden.

Die meisten Organisationen konzentrieren sich auf drei Kategorien:

  • Scope-1-Emissionen, d. h. die direkten Emissionen aus Betrieben, die einem Unternehmen gehören oder von ihm kontrolliert werden,
  • Scope-2-Emissionen, d. h. indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie wie Strom oder Dampf,
  • Scope-3-Emissionen, d. h. alle sonstigen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette entstehen, einschließlich Transport oder Abfall.

Warum jedes Unternehmen seinen CO2-Fußabdruck kennen sollte

Eine derart detaillierte Betrachtung des CO2-Fußabdrucks hilft Organisationen dabei, die Emissionen ihrer gesamten Wertschöpfungskette nachzuvollziehen und Initiativen mit hohem Dekarbonisierungspotenzial in den Bereichen zu planen und umzusetzen, in denen dies am wichtigsten ist. Diejenigen, die die größten negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Da nationale und internationale Vorschriften weiterhin strenge Vorgaben für Maßnahmen zur CO2-Reduzierung festlegen, kann kein Unternehmen die negativen Auswirkungen seiner Geschäftsentscheidungen auf die Umwelt ignorieren. Organisationen müssen sich dazu verpflichten, die Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen zu reduzieren.

Wo also kommt der CO2-Handabdruck ins Spiel?

Was ist der CO2-Handabdruck?

Beim CO2-Handabdruck handelt es sich um ein noch verhältnismäßig neues Konzept. Der CO2-Handabdruck ist die Reduzierung der Treibhausgasemissionen, die ein Verbraucher/Kunde erreichen kann, wenn er ein umweltfreundliches Produkt oder eine umweltfreundliche Dienstleistung statt des nicht umweltfreundlichen Pendants nutzt. Unternehmen könnten das Konzept des CO2-Handabdrucks nutzen, um hervorzuheben, dass ihre klimafreundlichen Produkte oder Dienstleistungen den CO2-Fußabdruck anderer verringern können.

Der Anstoß für den CO2-Handabdruck kam von zwei Forschungsorganisationen in Finnland, der Technischen Universität Lappeenranta und dem Technischen Forschungszentrum Finnland VTT. In ihren Worten: „Ein CO2-Handabdruck ist die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks anderer."

Wie misst man den CO2-Handabdruck am besten?

Die Schwierigkeit in Bezug auf dieses Konzept besteht darin, dass es derzeit keine international anerkannten Normen zur Messung des CO2-Handabdrucks gibt, sondern lediglich Richtlinien. Wenn sich ein Konzept nur schwer präzise, ​​fair und transparent messen lässt, ist es unwahrscheinlich, dass es in größerem Maßstab umgesetzt wird.

Interessanterweise basieren die Richtlinien zur Messung des CO2-Handabdrucks auf ISO-standardisierten Methoden zur Lebenszyklusanalyse. Sie erweitern den Geltungsbereich, indem sie die Umweltauswirkungen einer Lösung mit denen einer alternativen Basislösung vergleichen. Wenn die angebotene Lösung den CO2-Fußabdruck ihrer Benutzer verringert, entsteht ein CO2-Handabdruck. Unternehmen, die nachweisen können, dass sie sowohl den CO2-Fußabdruck anderer als auch den eigenen reduzieren, haben einen positiven CO2-Handabdruck.

Meiner Ansicht nach ist das genau das, was eine unabhängige, von Experten überprüfte vergleichende Lebenszyklusanalyse bereits sehr gut nachweisen kann. In unserem Fall wird so bestätigt, dass ein zirkuläres Geschäftsmodell und ein Pooling-System für Verpackungen über die Reduzierung unseres eigenen CO2-Fußabdrucks hinausgehen. Dadurch ist sichergestellt, dass auch unsere Kunden ihren CO2-Fußabdruck senken können.

Was sind Scope-4-Emissionen und vermiedene Emissionen?

Während es einige Zeit dauern dürfte, bis sich das Konzept des CO2-Handabdrucks etabliert, gibt es ein anderes, ähnliches Konzept, das langsam an Bedeutung gewinnt, aber nicht weniger kompliziert ist. Dabei handelt es sich um die Messung von Scope-4-Emissionen oder „vermiedenen Emissionen".

Das World Resources Institute, das das GHG Protocol entwickelt hat, beschreibt Scope 4 als „Emissionsreduktionen, die außerhalb des Lebenszyklus oder der Wertschöpfungskette eines Produkts auftreten, aber als Ergebnis der Verwendung dieses Produkts erfolgen". Das erinnert sehr an das Konzept des CO2-Handabdrucks – und der Lebenszyklusanalyse. (Scope-4-Emissionen gibt es allerdings schon länger als die Idee des CO2-Handabdrucks.)

Scope 4 sind also die Emissionsreduzierungen, die ein Unternehmen ermöglicht. Es handelt sich dabei um die „vermiedenen Emissionen", die jemand verursacht hätte, wenn er ein anderes, weniger klimafreundliches Produkt verwendet hätte. Das einfachste Beispiel ist ein Waschmittel, das auch in kaltem Wasser wirksam ist. Wer ein solches Waschmittel verwendet, kann den Kaltwaschgang wählen und vermeidet somit die durch die Wassererhitzung verursachten CO2-Emissionen. Folglich hat das Unternehmen, das diese Art von Waschmittel herstellt, unter sonst gleichen Bedingungen einen positiven CO2-Handabdruck, da sein Produkt den CO2-Fußabdruck des Verbrauchers verringert.

Ein weiteres Beispiel ist der Austausch ineffizienter Glühlampen oder Leuchtstofflampen durch LED-Leuchten. Der Hersteller der LED-Leuchten hilft dem Benutzer, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, und diese Einsparungen könnten beispielsweise im jährlichen Nach­haltig­keitsbericht des Herstellers als Scope-4-Emissionen ausgewiesen werden.

Vermiedene Emissionen und wiederverwendbare Verpackungsbehälter

Das gilt auch für die vermiedenen Emissionen, die unsere Kunden durch den Einsatz des IFCO SmartCycle Pooling-Systems und unserer zu 100 % recycelbaren, wiederverwendbaren Verpackungsbehälter (RPCs) anstelle von Einweg­ver­packungen in der Lieferkette für frische Lebens­mittel oder Styroporkisten für den Transport von Fisch und Meeresfrüchten erreichen.

In unserem Fall sind die vermiedenen Emissionen und Umweltvorteile des IFCO SmartCycle und unserer RPCs durch von Experten überprüfte vergleichende Lebenszyklusanalysen von Drittanbietern und separate Studien zu Lebens­mittelabfällen wissenschaftlich quantifiziert. Diese Studien liefern umfassende Daten zu den Cradle-to-Grave-Umwelteinsparungen, die durch die Umstellung von Einweg­ver­packungen auf RPCs von IFCO und unser zirkuläres Pooling-System erzielt werden. Deshalb sind wir auch in der Lage, unseren Kunden glaubwürdige IFCO Nach­haltig­keitszertifikate auszustellen. 

Vermiedene Emissionen und die Science Based Targets Initiative

Interessanterweise können vermiedene Emissionen der Science Based Targets Initiative (SBTi) zufolge nicht auf die wissenschaftlich fundierten Ziele zur Emissionsreduzierung kurzfristiger oder langfristiger Zeit angerechnet werden. Die SBTi unterstützt Unternehmen bei der Festlegung glaubwürdiger, wissenschaftlich fundierter Ziele im Einklang mit der aktuellen Klimawissenschaft und dem im Pariser Abkommen empfohlenen 1,5-Grad-Ziel.

In den Richtlinien für den Netto-Null-Standard empfiehlt die SBTi, die Veröffentlichung systematischer und validierter Reduktionsziele für Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen von jeglicher Kommunikation zu Scope-4-Emissionen zu trennen. Sie sollten von jeglicher Berichterstattung über Netto-Null-Ziele oder -Pläne ausgeschlossen werden.

Wir von IFCO halten zudem unsere kurzfristigen, wissenschaftlich fundierten Ziele für das Jahr 2031, die auf ein 1,5-Grad-Szenario ausgerichtet und von der SBTi unabhängig validiert sind, von unseren Lebenszyklusanalyse-Veröffentlichungen getrennt. Der Transparenz halber.

Was sollten wir messen: den CO2-Fußabdruck oder den CO2-Handabdruck?

Wenn der CO2-Handabdruck den Verbrauchern dabei helfen kann, die Umweltauswirkungen ihrer Entscheidungen nachzuvollziehen, kann er dann nicht auch Gutes bewirken? In vielerlei Hinsicht ist das wahrscheinlich so. Besteht aber durch die Betonung der positiven Auswirkungen eines Produkts auf die Umwelt auch die Gefahr, dass Unternehmen versuchen, ihre negativen Auswirkungen zu vertuschen oder ihnen ein „Greenwashing" zu verpassen?

Wichtig ist jetzt, dass die Unternehmen erkennen, dass die Klimakrise eine ernste Herausforderung ist. Konzentrieren Sie sich gerne auch auf die positiven Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt und feiern Sie unsere Erfolge. Doch wir dürfen nie das Ziel aus den Augen verlieren: die Erderwärmung auf über zwei Grad zu begrenzen. Denn das hat tiefgreifende Konsequenzen.

Solange es keine anerkannten Normen für die Messung und den Vergleich des CO2-Handabdrucks gibt, gehe ich aus Gründen der Transparenz davon aus, dass die meisten Unternehmen, denen es mit der Bekämpfung des Klimawandels ernst ist, weiterhin ihren CO2-Fußabdruck messen und von unabhängigen Experten überprüfte Lebenszyklusanalysen durchführen werden, um ihre positiven ebenso wie ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt wissenschaftlich zu quantifizieren. Wir müssen beides im Auge behalten.

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