Michael Braungart: Eine Cradle to Cradle® Denkweise inspirieren

written by IFCO SYSTEMS, 9th Juni 2021, in Stories

IFCO war sehr erfreut, Herrn Professor Dr. Michael Braungart zu einem Zeitpunkt interviewen zu können, als die europäischen Modelle unserer Lift Lock Mehrwegbehälter aus Kunststoff (RPCs) das Prädikat Cradle to Cradle Certified® Silver erhielten – ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens. IFCOs europäische Lift Locks sind mittlerweile die ersten und einzigen RPCs für frische Lebens­mittel, die diesen ambitionierten Nach­haltig­keitsstandard erfüllen.

IFCO: Die Cradle to Cradle® Philosophie wird oft mit den drei Worten „Abfall ist Nahrung" zusammengefasst. Das ist eine provozierende Aussage, die aber auch das erklärte Ziel von IFCO widerspiegelt. Unser Ziel ist es, Nahrungsmittelabfälle und Materialverschwendung in der Frischwarenlieferkette abzuschaffen. Professor Braungart, können Sie uns sagen, was „Abfall ist Nahrung" für Sie bedeutet?

Professor Braungart: Eigentlich hieß meine Originalversion „Nahrung ist Nahrung". Warum? In der Natur ist alles darauf ausgelegt, ein Nährstoff oder anderweitig nutzbringend zu sein. Die Natur kennt keine Abfälle. Wir sind die einzige Spezies, die Abfälle erzeugt.

Doch dann lernte ich meinen Freund William McDonough kennen, der meine Idee von „Nahrung ist Nahrung" nicht verstand. Also sagte ich, okay, ich muss das nochmal umformulieren. Wie können wir Dinge so gestalten, dass nichts zu Abfall wird und alles Nahrung bleibt? Und so sind wir für die Cradle to Cradle Philosophie auf den Begriff „Abfall ist Nahrung" gekommen. Der Begriff enthält die Prämisse, Dinge so zu designen, dass alles Nährstoff werden kann.

“Ich bin sehr froh, dass IFCO in der Lage ist, seine Materialströme zu definieren und seine eigenen Behälter zurückzuführen und zu recyceln. Sie führen den Recyclingprozess frei von Verunreinigungen durch. Das ist ziemlich beeindruckend.”

Professor Dr. Michael Braungart, Gründer und wissenschaftlicher Direktor des EPEA

Wie funktioniert das in der Industrie?

In die Praxis umgesetzt entsteht intelligentes industrielles Design: Die Produkte lassen sich entweder in viele Einzelteile zerlegen oder in einzelne Nährstoffe zersetzen, und zwar entweder über Recycling in neue Produkte oder durch biologischen Abbau für unsere Böden.
Jedes Teil, das sich während seiner Nutzungsdauer abnutzt oder verschlechtert, muss der Biosphäre sicher zurückgeführt werden können. Wir dürfen nicht zulassen, dass giftige Substanzen in der Natur freigesetzt werden. Und wie in der Natur muss der ganze Prozess nutzbringend sein.
Alles, was sich nicht abnutzen oder verschlechtern kann, gehört in die Technosphäre und muss immer wieder verwendet oder recycelt werden können. Es darf jedoch nicht zu Produkten von geringerer Qualität downgecycelt, sondern muss zu Produkten von gleicher Qualität recycelt oder gar upgecycelt werden.
Das meine ich mit „Abfall ist Nahrung". Abfälle sind eigentlich Nährstoffe, die immer wieder zum Beginn des Produktionsprozesses zurückgeführt werden können.
Im Cradle to Cradle Modell gibt es keine Abfälle. Es geht noch nicht einmal um Null Abfall. Es geht darum, Nahrung zu erzeugen.

“Ich finde die Mehrwegbehälter von IFCO wirklich gut. Mir gefällt daran, dass sie von Anfang an zweckbestimmt entwickelt wurden. Sie sind Teil eines guten und gesunden Systems.”

Professor Dr. Michael Braungart, Gründer und wissenschaftlicher Direktor des EPEA

Das gesamte Team von IFCO ist unglaublich stolz darauf, der erste und einzige Anbieter von Mehrwegbehältern mit dem Prädikat Cradle to Cradle Certified® Silver zu sein. Was bedeutet dieser Meilenstein für Sie in puncto der Frischwarenlieferkette?

Man muss darauf achten und dafür sorgen, dass wiederverwendbares und recyclingfähiges Material sicher und in keiner Weise gefährlich ist. Und genau das macht IFCO. Deshalb bin ich ein großer Fan der Mehrwegbehälter von IFCO. Sie sind von Anfang an mit einem Ziel entwickelt worden. Das System ist sicher, gesund und ungefährlich. Was mich bei IFCO beeindruckt, ist, dass alle Materialströme klar definiert sind. Es ist ein gutes und gesundes System."

In Ihrem System werden Mehrwegprodukte aus Kunststoff mit fest definierten Materialien hergestellt und in einer Infrastruktur einem Kreislauf zugeführt. Das ist ziemlich einmalig. Ich bin sehr froh, dass IFCO in der Lage ist, seine Materialströme zu definieren und seine eigenen Behälter zurückzuführen und zu recyceln. Sie führen den Recyclingprozess frei von Verunreinigungen durch. Das ist ziemlich beeindruckend.

Warum ist es wichtig, dass Unternehmen für ihre Produkte das Prädikat Cradle to Cradle Certified erhalten? ?

Zertifizierung vorweisen können. Das ist in der Lebens­mittellieferkette sehr wichtig. Wir müssen sicherstellen, dass Nahrungsmittel nicht mit Weichmachern, Farbpigmenten oder problematischen Inhaltsstoffen kontaminiert sind. Wir wollen ja keinen Salat mit Plastikbestandteilen essen.

Diese Cradle to Cradle Zertifizierung bestätigt den nutzbringenden Einsatz von Kunststoff. Es gibt gute Gründe für Kunststoff, aber nur, wenn es sich um die gesunde Art handelt.

Was könnte die Lebens­mittelbranche ganz allgemein besser machen?

Wir könnten so vieles tun. Aber unsere Ziele müssen stimmen.
Wenn man bedenkt, dass wir für eine Nahrungsmittelkalorie zehn Kalorien Energie benötigen, würde ich sagen, dass das gesamte Landwirtschaftssystem sofort komplett umgestellt werden müsste. Es muss nicht effizienter werden, sondern effektiver. Wenn man sich die Natur einmal aus der Nähe betrachtet, bemerkt man, dass sie überhaupt nicht effizient ist. Aber sie ist effektiv.

Wir brauchen effektive Methoden, um für eine gesunde, die Umwelt respektierende Ernährung zu sorgen. Es reicht nicht mehr, etwas nur „weniger schlecht" zu machen. Es muss nutzbringend sein. Etwas, das sowieso schon schlecht ist, zu optimieren, ist nicht der richtige Weg. Wenn man die falschen Dinge perfekt macht, macht man sie nur perfekt falsch. Zunächst müssen wir definieren, was das Richtige ist. Dann müssen wir es richtig machen.

Ihre Arbeit ist zweifellos Ihre ganze Leidenschaft, und Sie scheuen sich natürlich nicht zu sagen, was Sie denken. Als Sie als Greenpeace-Aktivist gearbeitet haben, waren Ihre Ideen nicht gerade an die Meinung der Masse angepasst. Hätten Sie sich je vorstellen können, dass Sie eines Tages Regierungen bei der Umgestaltung ihrer Städte und Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Entwicklungs- und Produktionsprozesse beraten würden?

Als ich auf einem Schlauchboot von Greenpeace Rohrleitungen blockiert hatte, war mir nie der Gedanke gekommen, dass ich moralisch besser als andere sei. Ich war einfach immer davon überzeugt: Wenn etwas giftig oder Müll ist, dann ist es falsch. So sehe ich das auch heute noch.

Deshalb finde ich die Mehrwegbehälter von IFCO wirklich gut. Mir gefällt daran, dass sie von Anfang an zweckbestimmt entwickelt wurden. Sie sind Teil eines guten und gesunden Systems.

“Hinter Cradle to Cradle steckt die Idee, den menschlichen Fußabdruck zu zelebrieren, nicht, ihn zu minimieren.”

Professor Dr. Michael Braungart, Gründer und wissenschaftlicher Direktor des EPEA

Sie setzen sich seit den 1990er-Jahren für das Cradle to Cradle Designkonzept ein – übrigens der Zeitpunkt, zu dem IFCO sein Poolingsystem für Mehrwegbehälter eingeführt hat. Ebenso wie IFCO engagieren Sie sich langfristig. Was macht Sie so optimistisch?

Die jungen Leute heute. Die nächste Generation. Ich nenne sie die Selfie-Generation. Sie wollen stolz auf das sein, was sie tun. Sie stehen verschwenderischen und gefährlichen Modellen viel kritischer gegenüber. Von denen bekommen Sie keine Anerkennung dafür, dass Sie toxische Produkte herstellen.

Die Welt, in der wir leben, verändert sich rasant. Alle berühmten weltweiten Designerschulen lehren jetzt das Cradle to Cradle Modell. Designer sind nicht länger nur Schönmacher. Sie definieren heute das ganze Geschäftsmodell und die gesamte Lieferkette. Deshalb macht es mir noch immer viel Freude – und deshalb glaube ich, dass die Cradle to Cradle Welle uns wie ein freundlicher Tsunami allmählich „überrollt".

Ein letztes inspirierendes Wort?

Beim Cradle to Cradle Ansatz geht es nicht darum, unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren, sondern darum, dessen Effektivität zu maximieren. Hinter Cradle to Cradle steckt die Idee, den menschlichen Fußabdruck zu zelebrieren, nicht, ihn zu minimieren.

Wir sollten Cradle to Cradle als eine Gelegenheit zur Innovation sehen. Es geht nicht darum, eine moralische oder ethische Wahl zu treffen. Es geht darum, die richtige Art von Innovation zu betreiben. Es kommt auf die Qualität der Innovation an. Es geht auch nicht darum, Plastik zu verteufeln, sondern darum, den richtigen Kunststoff für den richtigen Zweck einzusetzen. Und dafür ist IFCO das perfekte Beispiel.

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