Lebensmittelverschwendung: Jedes Land kämpft gegen die Lebensmittelverschwendung. Das Ausmaß der Verschwendung variiert jedoch stark nach Land. Wer verschwendet am meisten?
Die Lebensmittelverluste variieren je nach Region deutlich in der Lieferkette. In Entwicklungsländern sind diese beispielsweise tendenziell häufiger in den Anfangsstufen der Lieferkette zu beobachten. Der Grund sind meist technisch nicht so ausgereifte Ernteverfahren sowie mangelnde Lager- und Transport-Infrastrukturen.
Daher entstehen
Diese Unterschiede lassen vermuten, dass man vorrangig auf Länder- und Regionen-Ebene auf Lebensmittelverluste eingehen muss. Die Lösungen müssen entsprechend variabel ausfallen und hängen insbesondere von den lokalen Bedingungen, Verfahren, der Transport-Infrastruktur und dem Verbraucherverhalten ab. Viele innovative Ideen zur Beseitigung von Lebensmittelverschwendung und landwirtschaftlichen Abfällen konnten bereits in die Praxis umgesetzt werden. Die besten Lösungen zeigen, dass ein Fokus auf ausschließlich globalen Durchschnittswerten nicht ausreicht. Best Practice empfehlen jedoch immer solide Maßnahmen, um die Lebensmittelsicherheit während der gesamten Lieferkette zu gewährleisten.
Handel und Verbraucher werfen noch immer einwandfreie Lebensmittel weg. Dies ist speziell in Industrieländern zu beobachten. Aufgrund der Komplexität der Lebensmittelverschwendung ist jedoch ein eindeutiger, direkter Vergleich zwischen den Verbrauchern verschiedener Länder nicht möglich. Leider wird die Lebensmittelverschwendung in jedem Land anders gemessen und ausgedrückt. Dennoch gibt es einige interessante Statistiken zur Lebensmittelverschwendung, die hervorzuheben sich lohnt.
Die Verbraucher in den USA werfen insgesamt mehr als der gesamte US-Einzelhandel weg. Die Abfälle in US-Privathaushalten liegt bei rund 43 % der gesamten Lebensmittel des Landes. Laut Save the Food.einer landesweiten Kampagne des öffentlichen Dienstes, könnte dies bei einer vierköpfigen Familie einen jährlichen Geldverlust von 1.500 US-Dollar (ca. 1200 Euro) bedeuten. Über 40 Millionen Tonnen (36 Millionen Tonnen) der Lebensmittel landen tatsächlich jährlich auf Mülldeponien – das entspricht einem Wert von über 161 Milliarden US-Dollar (135 Mrd. Euro).
Aufgrund fehlender einheitlicher Daten für alle EU-Mitgliedsländer gestaltet sich die Berechnung der europäischen Zahlen nach Land schwierig. Die jüngsten, umfassenden Schätzungen zur Höhe der Lebensmittelverschwendung in Europa stammen aus dem ).] Das Projekt hat ermittelt, dass über 50 % der essbaren und abgelaufenen Lebensmittelabfälle in der EU aus Privathaushalten stammen. Dies ergibt eine Abfallhöhe von 47 Millionen Tonnen und jährliche Kosten in Höhe von 98 Milliarden Euro.
Laut der britischen Wohltätigkeitsorganisation WRAP tragen die Haushalte im Vereinigten Königreich zu 70 % zur Lebensmittelverschwendung aller essbaren Lebensmittelabfälle bei. GB-Haushalte verschwenden jährlich noch immer 4,5 Millionen Tonnen an einwandfreien Lebensmitteln im Wert von 14 Milliarden GBP (11,7 Mrd. Euro).
Die Regierung schätzt, dass Australien jährlich insgesamt 7,3 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet,die für die Wirtschaft geschätzt 20 Milliarden Australische Dollar (12,4 Mrd. Euro) jährlich an Kosten zur Folge haben.
Chinesische Verbraucher der größten Metropolen des Landes haben 2015 insgesamt 17–18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen – genug, um 30–50 Millionen Menschen in China ein Jahr lang zu ernähren, schreibt das Magazin „People’s Daily Online"
Wir haben nur noch zehn Jahre, um das SDG-Ziel 12.3 zu erreichen und unsere Lebensmittelverluste und -verschwendung zu halbieren. Insgesamt ging es neben einigen Ausnahmen bisher allgemein zu langsam voran. Welche Länder mit entsprechenden Maßnahmen zeigen bereits positive Ergebnisse?
Frankreich ist nicht nur stolz auf seinen Ruf als Gourmetnation, sondern kann auch mit Stolz auf seinen Rekord blicken, die Lebensmittelverschwendung zu drosseln. Das Land hat wiederholt den ersten Platz im Index für Lebensmittelnachhaltigkeit errungen. In dieser regelmäßig stattfindenden Umfrage werden über 60 Länder nach der Höhe der Lebensmittelverschwendung, nachhaltigen Landwirtschaftsverfahren und Gesundheits- und Ernährungsrekorden bewertet. Laut der letzten Umfrage verschwenden Verbraucher in Frankreich 67,2 kg Lebensmittel pro Person und Jahr – im Vergleich zu 95,1 kg in den USA, 87,1 kg in Belgien und 78,2 kg in Kanada.
Trotz der anhaltend hohen Zahlen kann das Vereinigte Königreich bereits Fortschritte verzeichnen. Tatsächlich ist das Vereinigte Königreich das erste Land, das das SDG-Ziel 12.3 zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030 bereits zur Hälfte erreicht hat. Dieses Ergebnis hat zu einer Ehrenbekundung im Fortschrittsbericht Champions 12.3 Food Loss and Waste: 2020 Progress Report geführt. Von 2007 bis 2018 konnte das Vereinigte Königreich seine landesweiten Zahlen um 27 % reduzieren. Der Schlüssel zum Erfolg des Landes waren die Einbindung der Supermärkte und der Lebensmittelbranche. Auch Aufklärungskampagnen für Verbraucher, beispielsweise ,"]haben eine Rolle gespielt.
2011 hat die Ernährungs‑ und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) einen informativen, aber erschütternden Bericht mit dem Titel Globale Lebensmittelverluste und Lebensmittelverschwendung herausgebracht. Zu diesem Zeitpunkt war die FAO-Studie davon ausgegangen, dass rund ein Drittel der weltweiten Lebensmittel Jahr für Jahr verschwendet werden. Das sind zusammengerechnet erschütternde 1,3 Milliarden Tonnen verschwendeter Lebensmittel im Gesamtwert von fast einer Billion US-Dollar (ca. 822 Mrd. Euro). Der Bericht erklärt anschließend die Senkung der Lebensmittelverschwendung zu einer Priorität.
Der FAO-Bericht hat vor allem wesentlich zur Bekanntmachung des Problems beigetragen. 2015 hat die UN daraufhin die Senkung der Lebensmittelverluste und -abfälle zu einem der globalen 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) erklärt. Das SDG-Ziel 12.3 appelliert an die Welt, ihre pro-Kopf-Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren. Champions 12.3 – ein internationaler Zusammenschluss aus 30 Führungskräften in Regierungen, Unternehmen und Forschungsinstituten – arbeitet ebenfalls daran, die globale Bevölkerung zur Auseinandersetzung mit diesem Problem anzuregen.
Und trotzdem fällt heute, nach fast fünf Jahren, das ehrgeizige Ziel, die Lebensmittelverschwendung zu senken, weltweit noch immer ungenügend aus. Betrachtet man die landesbezogenen Statistiken zur Lebensmittelverschwendung, wird einem klar, dass die aktuellen globalen Zahlen noch immer zu hoch sind.
Die globalen FAO-Zahlen von 2011 werden in vielen neueren Berichten und Nachfolgestudien zwar immer noch zitiert, aber die FAO hat stets betont, dass diese Zahlen nur eine grobe Schätzung des Ausmaßes darstellt. Die Berechnung der Lebensmittelabfälle pro Kopf und Land ist ein sehr viel komplexerer Vorgang.
Eine mögliche Betrachtungsweise des Problems ist die Überlegung, wie viele Lebensmittel pro Kopf und Land weggeworfen werden sowie, wo genau in der Lieferkette dies in den einzelnen Ländern passiert. Dieser Blick auf die Dinge kann uns besser an die Ursachen der Lebensmittelverschwendung heranführen. Außerdem lassen sich zielgerichtetere Bemühungen anstellen, damit wieder mehr Erntegut auf unseren Tellern landet. Das ist allerdings keine leichte Aufgabe.
Und weil das Vorhaben sehr komplex und ernst ist, haben sich die FAO und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) aufgemacht, eine präzisere Kalkulation aufzustellen. Sie unterscheiden zwischen „Lebensmittelverlusten" und Lebensmittelverschwendung", um das Gesamtproblem deutlicher zu erfassen. Folglich wurde für jeden ein eigener Index erstellt.
Der Index für Lebensmittelverluste betrachtet die Verluste während der Produktion bzw. in der Lebensmittellieferkette, sprich, bevor die Lebensmittel in den Handel gelangen.
Der Index für Lebensmittelverschwendung konzentriert sich auf die Lebensmittel, die am Ende der Lieferkette durch Handel und Verbraucher in den Abfall gelangen.
Während der Index für Lebensmittelverschwendung noch in Arbeit ist, floss der Index für Lebensmittelverluste bereits in den jüngsten Jahresbericht der FAO ein: The State of Food and Agriculture 2019 Die Situation von Lebensmitteln und Landwirtschaft 2019
Ersten Schätzungen zufolge entstehen 14 % der weltweiten Lebensmittelverluste zwischen Ernte und Handel. Im Allgemeinen erleiden Obst und Gemüse von allen Lebensmittelgruppen die stärksten Verluste in der globalen Lieferkette. Das ist nicht verwunderlich und liegt vermutlich daran, dass sie leicht verderblich sind.
Nicht nur die Gründe für unsere Lebensmittelverschwendung sind komplex, sondern auch die Lösungen zur Beseitigung derselben. Umweltziele können einen allgemeinen Rahmen zur Unterstützung gemeinschaftlicher Anstrengungen zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030 bieten, beispielsweise das SDG-Ziel 12.3. Für den Erfolg müssen wir jedoch einen ganzheitlichen, facettenreicheren Ansatz betrachten und Regierungsinitiativen nutzen.
Als jüngste Beispiele sind die sowie Australiens National Food Waste Strategy Landesweite Strategie gegen Lebensmittelverschwendung
Frankreich hat dagegen einen viel strengeren Weg eingeschlagen. Das Land hat 2016 Gesetze verabschiedet, laut denen Supermärkte verpflichtet sind, einwandfreie Lebensmittel an Lebensmittelbanken und Tafeln weiterzugeben. Bei Verstößen gegen dieses Gesetz drohen der Geschäftsführung zweijährige Haftstrafen und empfindliche Geldbußen. Das zeigt möglicherweise, dass man Verbraucher und Unternehmen nicht einfach nur in die richtige Richtung „stupsen" kann, wenn man notwendige Änderungen wirklich umsetzen will.
Die effiziente Vermeidung von Lebensmittelverschwendung in der Lieferkette und in sämtlichen Haushalten kann zu einer Win-Win-Situation führen. Durch eine Halbierung der Lebensmittelabfälle wäre es möglich, die Ernährung der wachsenden Bevölkerung sicherzustellen und gleichzeitig die Umweltschäden durch die Landwirtschaft zu senken. Wir könnten Leben retten,
Kosten senken und unsere Erde für künftige Generationen bewahren.
Die Vermeidung von Abfällen zu einer Priorität zu erklären bedeutet, dass wir uns viel weniger mit der Entsorgung von Lebensmittelabfällen beschäftigen müssen. Auf Mülldeponien mit Lebensmittelabfällen entstehen besonders viele Methangase, die wiederum zum Klimawandel beitragen.
Das wichtigste Element einer stabilen Lösung in der Lieferkette sind nachhaltigere Verpackungen, die die Lebensmittelsicherheit gewährleisten.Vor allem während dem Transport könnte der Einsatz von wiederverwendbaren Verpackungsbehältern (RPCs)die Lebensmittelverluste und -verschwendung weiter senken. Darüber hinaus entscheiden die Anwendung einer Kreislaufwirtschaft und umfassende Kenntnisse darüber künftig über den Erfolg und damit über den Zustand der Umwelt.
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